Abhängigkeiten: Öl, Gas, Seltene Erden, Kupfer, Lithium und Mikrochips

29. April 2022 0 Von Thomas Ertl

Die Irrtümer über Vorkommen und Chinas Zugriff auf strategische Rohstoffe

Das Privileg der russischen Volkswirtschaft bezüglich Boden-Ressourcen wurde bereits ausreichend thematisiert; ebenso die komplementär schwache industrielle Entwicklung. Auch dass Russland den Krieg nur verlieren kann bzw. ihn schon verloren hat, ist wiederholt begründet worden. Es bleibt für Russland lediglich die Rolle eines Beschaffungsmarktes für China. Und ohne China wäre selbst die russische Militärindustrie anachronistisch schwach, wenn die Mikrochips ausbleiben sollten.[1] Aber selbst die Volksrepublik China steht nicht am Ende der Nahrungskette. Das genau hatten Glüsing et. al. im Spiegel (44/2021, S.15) bezüglich Seltener Erden angenommen, als China mächtiger als das erdöl-produzierende Kartell OPEC dargestellt wurde. Erdöl-Lieferanten sind in ihrer Eigenschaft längst nicht so tief in internationalen Wertschöpfungsketten und Märkten verflochten wie Produzenten der High-Tech-Technologie. Das macht diese anfälliger für Gegenreaktionen.

Abhängigkeiten und Verflechtungen sind geopolitisch interessant. Das hat uns der Ukraine-Krieg mehr als verdeutlicht. Der Westen muss die Energiepolitik auf Autonomie ausrichten und die Binnen-Märkte stärken. Die Diskussion um einen Rückzug der westlichen Industrien aus China, um die Abhängigkeit vom großen autokratischen Reich zu minimieren, ist sinnvoll. Es muss aber kein panischer Exodus sein, denn auch China ist abhängig vom Absatz auf westlichen Märkten. Wirklich spannend sind die modernen Beschaffungsmärkte; und in diesem Kontext kursieren einige Irrtümer über die chinesische Omnipotenz.


Seltene Erden sind das „moderne Öl“

Das „Schreckgespenst“ heißt „Seltene Erden“ (REE)[2]. Um es vorweg zu nehmen: Weder Lithium noch Kobalt zählen zu diesen Stoffen. China wird uns nicht an der Produktion von Batterien für E-Autos hindern können. Zu den REE zählen die leichten Metalle Lanthan, Cerium, Praseodymium, Neodym, Samarium und die schweren Metalle Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium, Lutetium, Yttrium und Scandium.   

REE verbessern die Leistung von Katalysatoren, Röntgengeräten, Lasern, Smartphones, Monitore, Kampfjets[3] etc. Auch werden REE für starke Magnete in Elektroautos und Windkraftanlagen eingesetzt. China hatte bereits sein „Quasi-Monopol“ mittels Embargos als Mittel im Streit mit Japan um territoriale Ansprüche wirken lassen. In 2011 wurden außerdem die Preise extrem angehoben.

Die Rest-Welt war gewarnt:[4] Mitte 2019 wurde in Europa ein globaler Branchenverband (Rare Earths Industry Association/ REIA) zur Absicherung von REE-Lieferungen gegründet.[5] Ende 2020 gründete die EU die Rohstoffallianz „ERMA“, die sich auf die Mineralien für die Energiewende fokussiert.[6] Die Abkehr von fossiler Energie lässt den Bedarf an REE bis zum Jahr 2050 verzehnfachen: Windräder, E-Mobilität, …

Schon der Begriff „REE“ ist ein Widerspruch in sich, denn diese Erden sind nicht selten. Entdeckung und Begriff stammen aus dem 18. Jahrhundert. Es sind Oxide, die als „Erden“ bezeichnet wurden. Der Schatz sind die Metalle in den Mineralien, von denen angenommen wurde, dass sie selten seien. Inzwischen ist dieser Irrtum in der Wissenschaft ausgeräumt und kursiert nur noch in öffentlichen Diskursen. Diese Metalle kommen auf der ganzen Welt vor, sind aber nur sehr aufwendig vom Mineral zu trennen.[7]

Der Vorgang ist umwelt- und gesundheitsbelastend. Ein Grund für den Westen auf das Heben und Verarbeiten der REE zu verzichten und es raffiniert einzukaufen. Ein weiterer Aspekt ist der geringe Anteil – oft unter 5 Gewichtsprozent – der (weichen) Metalle in den Mineralien. Ein aktuell wirtschaftlich rentabler Abbau beginnt ab 5 %. Ein Erz-Abbau ist auch bei geringerem Anteil effizient, wenn gleichsam Eisen, Uran oder andere Metalle in dem Erz vorhanden sind: Eine Art Kuppel-Förderung.

Die Gefahr einer China-Russland-Achse

Abbildung 1 ist zum Fürchten, denn China und Russland verfügen über fast 50 % der Vorkommen, unter BRICS wären es fast 70 %. Der Wert ist aber auch umkehrbar. Es sind 50 % Vorkommen an REE auch außerhalb dieser neuen „Strategischen Allianz“ China-Russland vorhanden.

Die WTO hatte das chinesische Embargo gegen Japan verurteilt und China hatte schon vor diesem Entscheid die Lieferbeschränkungen zurückgezogen. China selbst ist auch nicht unabhängig von Lieferungen an REE. Nach dem Putsch in Myanmar stockten die Lieferungen an China, dass deutlich mehr REE verarbeitet als selbst fördert. China setzt REE nicht mehr als „politische Waffe“ ein, denn Gegenreaktionen sind unausweichlich. Aber die Geister sind nicht mehr zu vertreiben. Auch die USA haben seitdem die Anstrengungen bezüglich REE erhöht. Von 1965 bis 1995 dominierten die USA sogar die Produktion von REE, bis die Globalisierung die Dominanz nach China verschob[8]. Nun wird viel Geld in die Hand genommen, um die Richtung umzudrehen. Minen in Kanada, Australien und Grönland werden von den USA finanziell unterstützt. Die EU setzt auf Vorkommen in der Ukraine und in Serbien. Angesichts des aktuellen Konflikts sind das noch alles andere als sichere Vorhaben.

Auch ist der Einsatz von REE nicht alternativlos. Lanthan-intensive Energiesparlampen wurden durch LED-Technik ersetzt, was den Verbrauch an REE deutlich senkt. Die Automobil-Industrie (BMW, Mercedes, Audi, …) nimmt inzwischen Abstand von Permanent-Magnaten (Neodym-Einsatz) für die E-Motoren. Nur Tesla macht den Trend leider nicht mit, was die Preise für diesen Stoff nach oben trieb. Tesla setzt wohl auf Recycling. Recycling ist aber aufgrund der geringen Mengen von REE an den Produkten extrem aufwendig und wenig wirtschaftlich[9].  Die Recycling-Quote muss deutlich gesteigert werden, um den Importdruck zu mildern (Abbildung 2). Darüber hinaus werden immer neue Vorkommen an REE entdeckt[10], so dass auch von dieser Seite das chinesisch-russische Oligopol limitiert ist. Das Recyceln aller alten ausrangierten Mobiltelefone würde allein Kobalt für vier Millionen Autobatterien hervorbringen.[11]  


 Kupfer ist ein strategischer Rohstoff gegen China und Russland

Der Kupfer-Verbrauch steigt mit dem Konsum an elektrischen Aggregaten und Leitungen. Auch hier liegt China deutlich vor anderen Nationen, was sich nicht nur mit der Bevölkerungszahl erklären lässt,

sondern auch mit dem beträchtlichen Exportüberschuss besonders bei elektronischen Geräten. Der Westen hat durch Direktinvestitionen in China die Kupfer-Verarbeitung verlagert und importiert die fertigen und halbfertigen Erzeugnisse. In den Jahrhunderten davor – Industrielle Revolution und Weltkriege – waren es UK und die USA, die das Kupfer raffinierten, weil die Option eines Outsourcings noch nicht bestand. Im Gegensatz zu den REE ergibt sich für China nicht die Lage einer hochgradigen Selbstversorgungs-Option. Die Vorkommen an Kupfer sind anders gelagert wie Abbildung 4 zeigt. China verbraucht das Mehrfache an Förderungen.

Die Abbildung verdeutlicht die besondere Stellung Lateinamerikas in der internationalen Verblockung. Der partnerschaftliche Handel von EU und USA mit den Staaten Chile, Peru und Mexiko wird immer notwendiger, wenn die Rohstoff-Hegemonie Chinas durchbrochen werden soll. Auch Indonesien und Kongo sind nicht zu vernachlässigen. China hat vergleichsweise wenig Kupfer und in Anbetracht der Abbildung 4 würde Chinas Vorrat nach 2 bis 3 Jahren erschöpft sein; und selbst mit russischer Hilfe wäre nur ein Jahrzehnt überbrückbar. Ähnlich sieht es mit den anderen Basis-Metallen wie Aluminium, Eisen und Zink aus. Chinas Anteil am Welt-Kupfer-Konsum liegt bei 50 %, während der Anteil Anfang der 1990er Jahre noch deutlich unter 10 % lag.[12] Das schmälert das Erpressungspotenzial der beiden Autokratien China und Russland erheblich.

Der Ukraine-Krieg 2022 hat den Begriff „Strategische Rohstoffe“ über das ökonomische Format hinaus in die machtpolitische Sphäre der Geopolitik befördert. Jedoch ist es nicht allein der Rohstoff, sondern es sind auch die Stufen nach dem Rohstoff in der Wertschöpfungskette. Die Verknappung an Mikro-Chips, die auch zum Stillstand einiger Automobil-Produktionsstraßen führte, hat den westlichen Industrienationen auch diese andere Seite der Abhängigkeit vor Augen geführt. Und die Mikro-Chips sind wiederum auch mit speziellen Rohstoffen bestückt. Es wird nicht transparenter.

Ein weiterer Angst-Faktor: Lithium

Ohne Lithium geht nichts mehr, wenn es um moderne Technologie geht. Lithium ist gegenwärtiger als gemeinhin angenommen wird. Es ist Bestandteil von Glas, Keramik, Medikamenten und Trinkwasser und sogar im menschlichen Körper minimal auffindbar.

Lithium ist darüber hinaus ein hervorragender Leiter von Energie und Wärme. Mit diesem Rohstoff ist deshalb die Ansteuerung und Bau von Akkus, Batterien, Smartphones, E-Autos und vielen anderen elektronischen wie elektrischen Aggregaten besonders effizient. EU-Kommissions-Vizepräsident Maros Sefcovic führte dazu aus:

„Lassen Sie mich ein Beispiel nennen. Der Bedarf Europas an Lithium, das in Elektroautos und Akkus verwendet wird, wird bis 2030 18-mal und bis 2050 60-mal größer sein. Industriezweige wie die Luft- und Raumfahrt, das Baugewerbe, die Automobilindustrie und andere energieintensive Industrien – die alle in hohem Maße von einem sicheren Zugang zu Rohstoffen abhängig sind – werden bis 2030 insgesamt zwei Billionen Euro an wirtschaftlicher Aktivität ausmachen und über 30 Millionen Menschen beschäftigen.“[13]

Bei Nutzung der europäischen Lithium-Reserven könnten bis zum Jahr 2025 80 Prozent des Bedarfs gedeckt werden. Die EU hat dafür Gelder bereitgestellt. Es sollen dazu 4 Bergwerke installiert werden. Der Bergbau ist also nicht „tot“, er verlagert sich in den Bereich der Hochtechnologie. Auch ist Lithium nicht auf China konzentriert, sondern findet sich vorwiegend in Südamerika und Australien. Aber es ist darüber hinaus auf der ganzen Welt vorhanden, nur weniger konzentriert.


Lithium, Bauxit (Aluminium-Erz), Titan (Stahlveredelung) und Strontium (Magnete/Leuchtstoff in Monitoren) sind von der EU als neue strategische Rohstoffe aufgenommen worden. Mit anderen Worten: Diese Rohstoffe sind nicht nur knapp, sondern auch nicht schrankenfrei lieferbar.

Die „Chip-Krise“ und die Semiconductor-Oligopole

Die Chip-Krise hat besonders die Automobil-Branche getroffen, weil dort mehrere Faktoren zusammenkommen. Die Covid-19-Pandemie hat erst den Konsum von Kraftfahrzeugen eingebremst und nach Abebben der Einschränkungen neu und heftig belebt. Der deutsche Staat hat dazu noch einen Zuschuss für E-Fahrzeuge erhöht und damit die Mikrochip-intensiven Automobile gepusht. Der anfängliche Rückgang hat die KFZ-Hersteller zu reduzierten Einkäufern der Chips veranlasst und damit eine Umorientierung der Chip-Hersteller wie TSCM[14], Samsung und Intel ausgelöst. Chips der Computer-Industrie und Smartphones sind durchschnittlich leistungsfähiger und damit auch werthaltiger als die Chips der KFZ-Industrie. Die Automobilbauer sind in dem Ranking der Kundschaft zurückgefallen und müssen sich hintanstellen. Der Nachfrage-Überhang kann nur langsam abgebaut werden. Eine Chip-Produktion lässt sich auch nicht so ohne Weiteres ausdehnen. Die Anforderungen sind hoch, denn es gilt inzwischen Nano-Technologie (1/Millionstel) in Richtung 5nm:  

  • Staubfrei: Max. 35 Partikel dürfen sich einem Liter Luft befinden, ca. ein Hundertstel reinster Gebirgsluft.
  • Ständig gefilterter Luft-Strom in den Räumen. Eingesetztes Wasser, Gase und Chemie müssen frei von Verunreinigungen sein.
  • Maschinen sind schwingungsfrei aufzustellen.
  • Decken und andere Bau-Elemente müssen Schwingungen auffangen und sind entsprechend stark auszulegen.

Der Bau dauert eher 3 als 2 Jahre und ein Chip ist erst nach Monaten gefertigt. Es sind bis zu 1.200 Arbeitsschritte notwendig. Infineon hat ein Werk im österreichischem Villach für 1,6 Mrd. EURO im Jahr 2021 eröffnet. Die Planung begann 2018.[15]

Aufgrund der hohen fixen Kosten müssen diese Produktionen einen bestimmten Output erzielen und es gilt das Gesetz der Fixkostendegression: je mehr, desto besser und je hochwertiger, desto mehr Profit. Diese Branche lebt vom „Economies of Scale“. Die Knappheit der Fabs[16] bestimmt die Preise und Liefer-Reihenfolge. Auch das musste die EU erst schmerzlich erfahren.

Die Verwendung von hochkarätigen Halbleitern ist so mannigfach, dass ein Lieferverzug ganze Branchen in Nöte bringen kann. Die KFZ-Branche musste tlw. analoge Tachos verbauen, um überhaupt ausliefern zu können. Die Chips für digitale Produkte waren nicht verfügbar.

Die Mikrochip-Problematik zog sich bis nach Hamburg-Lokstedt

Irgendwann schwante es den westlichen Industrieländern, dass die Mikrochip-Technologie zur Achillesferse auch anderer Produkte und Wertschöpfungsketten werden könnte. Der Technologie-Konzern und Mikrochip-Hersteller Broadcom aus Singapur schickte sich an, den horizontalen US-Wettbewerber Qualcomm für 140 Mrd. USD zu übernehmen. Die Trump-Administration verhinderte den Deal mit Verweis auf nationale Sicherheit. Später wurde dann auch Chinas Huawei aus selbigem Grund vom Google-Betriebssystem Android getrennt. Der Handelskrieg zwischen den USA und China kulminierte mit etlichen Strafzöllen und anderen Behinderungen. Qualcomm wiederum wollte den Niederländischen Chip-Hersteller NXP (Spin-Off des Philips-Konzerns) mit Sitz in Hamburg-Lokstedt aufkaufen. Die Transaktion war kurz vor dem Finale, als die chinesische Kartellbehörde als neunte von neun Behörden die Zustimmung hinauszögerte und den Deal so zum Platzen brachte. Acht nationale Kartellämter hatten bereits die Zustimmung gegeben. China sorgte sich um einen weiteren technologischen Vorsprung durch den Aufkauf NXPs, das sich auf Chips für Elektromobilität und autonomes Fahren spezialisierte.[17] Die Offerte von 44 Mrd. USD wurde letztlich nicht wirksam, Qualcomm nahm vom Vorhaben Abschied und zahlt NXP eine Vertragsstrafe von 2 Mrd. USD. Qualcomm wurde damit zum ersten prominenten Opfer des US-chinesischen Wirtschaftskonflikts.

Die Semiconductor- bzw. Halbleiter-Branche zählt nicht erst seit dieser gescheiterten Mission in 2018 zu den beliebtesten Übernahme-Feldern. Der Bedarf an hochmodernen Mikrochips wächst exponentiell und die Kapazitäten sind nicht mit einem Finger-Schnippen auszubauen.    


Abbildung 6 zeigt in der rechten Achse die Anzahl der Fabs von ca. 210 im Jahr 2022. Das ist gemessen an der Produktionsmenge von ca. 500 Milliarden ICs mehr als handverlesen. Das obige Diagramm zeigt nur die Anzahl der 200 mm-Wafer[18]. Einige große Fabs verarbeiten 300mm-Wafer. Auch hier gilt wieder Economies of Scale. Die erste Fab dieser Art wurde von TSMC aus Taiwan im Jahr 2000 eröffnet. 

TSMC ist es wert, näher betrachtet zu werden, denn hier wird deutlich, dass nicht nur die Internet-Konzerne immense Ergebnisse erzielen, sondern auch Stufen der Hardware-Ausrüster. Beachtlich vor allem deshalb, da es sich hierbei um materielle Produktionen mit fixen und variablen Kosten und damit auch um Grenzkosten handelt: Jede weitere Produktionseinheit verbraucht Material, anders als z. B. beim Absatz von Software-Produkten, die fast nur aus First-Copy-Costs bestehen.

TSCM hat nicht die Wachstumsgeschichte der GAFAM[19], weil der selbstverstärkende Netzwerk-Effekt fehlt; aber die Umsatz-Rendite liegt verglichen mit den GAFAM sogar leicht über deren Level. Hinzu kommt noch, dass TSCM in Taiwan noch weniger Steuern zahlt als die GAFAM mit ihren Steuervermeidungs-Programmen via Irland/Niederlande und den karibischen Inseln. Damit ist die Investitionskraft der taiwanesischen Company besonders hoch und der Abstand zum Rest der Fabs wird eher größer. Die Bosch GmbH ist in dem Vergleich von Abbildung 7 ein Anhalt für die Rolle der Old-Economy. Dabei handelt es sich immer noch um ein großes modernes Unternehmen, dass mit IT-Lösungen für den Automobilbau und „grüner Energie“ (Wärme-Pumpen-Heizungen, etc.) unser Leben nicht unerheblich prägt.  Bosch hat Ende 2021 eine Chip-Produktion von 300mm-Wafern in Dresden eröffnet[20] und ist damit erstens ein neuer Faktor zur Entspannung am dem Halbleiter-Markt und zweitens auf dem Weg in die Ökonomie der Zukunft, die TSCM, Samsung und Intel vorgezeichnet haben.

Die globale Aufteilung der Kapazitäten ist aus europäischer Sicht ernüchternd. Europa und selbst Nord-Amerika haben sich in den letzten Jahrzehnten industrie-politisch passiv verhalten. 75 % der Fab-Kapazitäten sind in Ostasien vertreten und in den Jahren von 2020 bis 2022 sind von 29 Fabs wieder 20 in Ostasien angeschoben worden[21]. Europa ist mit 3 Fabs wenigstens über dem Level von Japan und Südkorea. Der Weg wird ein weiter sein.


Aus geopolitischer Sicht ist China mit einem Anteil von 16 % nicht in der Rolle des Dominators, allerdings betrachtet die Volksrepublik China Taiwan als territorial dazugehörig. Auffällig ist die Abstinenz Russlands, wenn es um High-Tech geht. Industriepolitisch ist die russische Föderation eine Null, was auch geopolitische Auswirkungen hat. Es besteht keine volkswirtschaftliche Kraft, um die geopolitischen Visionen einer Rückkehr zu den Grenzen der Sowjetunion umzusetzen. China hat diese Potenz und mit Blick auf Taiwan wird der Krieg mit der Ukraine zum Anschauungsprojekt der Pekinger Strategen: Wie weit geht der Westen in der Verteidigung des Status-Quo?

Fazit

Die Beschaffungsmärkte und Rohstoffe sind ein Stressfaktor für die westlichen Industrieländer. Eine Monopolstellung – also ohne Substitutionsoptionen- Chinas ist nicht erkennbar, auch wenn aktuell der Einfluss sehr groß ist. Kupfer und andere Basis-Metalle dämpfen Chinas Begehren erheblich. Die westlichen Industrienationen haben erkannt, dass die Abhängigkeiten nicht nur wirtschaftlich schaden können, sondern auch geopolitisch wirksam sind. Eine eigene starke Industrie und Ressourcen-Sicherheit sollten im Vordergrund stehen. Der Hochfrequenz-Asset-Handel und Dienstleistungen allein helfen nicht weiter. Der Vorwurf an Deutschland, die Industrie von Dingen zu bevorzugen anstatt wie Frankreich den Weg einer Dienstleistungsgesellschaft zu gehen[22], verkennt den autonomen Charakter von haptischen Gütern: Aktien und Apps kann man nicht essen und Traktoren muss man herstellen, damit die Landwirtschaft die existentiellen Verbrauchsgüter erzeugen kann. Energie kommt nicht aus den Finanzzentren auch

bald auch nicht aus russischen Pipelines, sondern aus der Nutzung intelligenter Maschinen der Industrien wie es Windräder und Solar-System sind. Dazu werden aber auch die Ressourcen von Schwellenländern jenseits der China-Russland-Allianz benötigt. Darauf wird die außenpolitische Strategie auszurichten sein. Diese Staaten sollten hofiert werden, je demokratische, desto mehr. Investitionen in diese Staaten müssen deutliche Mehrwerte auf beiden Seiten hervorbringen. Es sind weniger Gelder (Portfolio-Investments) als handfeste Verbindungen mit verantwortungsvollen Direktinvestitionen und dem Willen von Technologie-Transfers gefragt. Bedingung: Stabile menschenwürdige Verhältnisse.

Europa erfährt selbst den Vorzug von guten Investitionsbedingungen. Tesla und Bosch haben nicht grundlos den Produktionsstandort Deutschland (Europa) gewählt. Die industrielle Ausrichtung war sicherlich ein gutes Argument für die Investoren. Diese „Greenfield-Investments“ sind weit weg vom Hecheln des Asset-Handels der Finanzmetropolen: Es entstehen moderne Arbeitsplätze. In London werden demnächst einige wegfallen. London(grad) wird das Geld der russischen Oligarchen bald fehlen[23]. Was dann? Halleluja.

[1] Adam Tooze in der NYT vom 01.03.2022: „Aber auf der anderen Seite müssen die Chinesen offen gesagt auch das Gefühl haben, dass sie sich an eine Art abtrünnigen Elefanten des Militarismus und der Fehler angehängt haben.“ (Übersetzt von Google-Translator)

[2] Rare Earth Elements

[3] Der US-Kampfjet F-35 verbraucht 427 Kg REE, die überwiegend aus China bezogen werden (https://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/seltene-erden-neue-angst-vor-kontrolle-kritischer-rohstoffe-durch-china-a-49876e0b-69ca-4b4d-8162-002f1c4101fb); (23.04.2022)

[4] https://monde-diplomatique.de/artikel/!361599; (24.04.2022)

[5] https://www.euractiv.de/section/finanzen-und-wirtschaft/news/seltene-erden-europa-will-weniger-abhaengig-von-china-werden/

[6] https://www.handelszeitung.ch/specials/impulse-fur-eine-starke-schweiz-und-ein-starkes-europa/abhangigkeit-von-china-eu-will; (24.04.2022)

[7] https://institut-seltene-erden.de/seltene-erden-und-metalle/seltene-erden/; (27.04.2022)

[8] https://www.bundestag.de/resource/blob/886424/16cb4318a6eaf7b2e5d2221d85e81927/WD-5-003-22-pdf-data.pdf

[9] https://www.br.de/wissen/umwelt/nachhaltigkeit/seltene-erden-energiewende-metalle-smartphones-china-100.html

[10] https://www.mining.com/researchers-find-new-way-to-locate-untapped-rare-earths-deposits-worldwide/; (26.04.2022)

[11] https://www.euractiv.de/section/finanzen-und-wirtschaft/interview/sefcovic-eu-muss-bei-rohstoffen-viel-strategischer-agieren/; (28.04.2022)


[12] https://thedocs.worldbank.org/en/doc/837691583793213198-0050022020/render/BaffesWVUMarchR.pdf; (24.04.2022)

[13] https://www.euractiv.de/section/finanzen-und-wirtschaft/interview/sefcovic-eu-muss-bei-rohstoffen-viel-strategischer-agieren/; (28.04.2022)

[14] Taiwan Semiconductor Manufacturing Company; Nach Samsung und Intel der drittgrößte Chip-Produzent

[15] https://www.produktion.de/wirtschaft/chipfabriken-monate-fuer-den-durchlauf-jahre-fuer-den-bau-103.html; (28.04.2022)

[16] Das ist die Bezeichnung für Halbleiter-Fabrikationen

[17]https://www.asiafundmanagers.com/de/qualcomm-china-verhindert-milliardenuebernahme/; (01.05.2022)

[18] Runde Waffel, manchmal auch rechteckig, auf der sich die integrierten Schaltkreise (ICs) befinden. Die ICs sind verschieden groß und auch der Wafer kann größer sein

[19] Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft

[20] https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/industrie40/bosch-eroeffnet-eine-der-modernsten-chipfabriken-der-welt/

[21] https://www.electronicsweekly.com/news/business/19-new-fabs-started-years-2021-06/ [22] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gas-russland-deutsche-industrie-arbeitsplaetze-marine-le-pen-frankreich-wahlen-1.5565748?reduced=true

[23] https://www.deutschlandfunkkultur.de/england-london-oligarchen-100.html ;(28.04.2022)