Droht ein Atomkrieg?

11. März 2022 1 Von Uli Gierse

Ich komme mir vor wie ein Autofahrer, der einen Unfall beobachtet und weiterfährt als wäre nichts gewesen. Unterlassene Hilfeleistung nennt man das wohl strafrechtlich. Oder wie ein Streber auf dem Schulhof, der verschämt wegsieht, wenn sein Freund vom Oberrüpel brutal niedergeschlagen wird. Vielleicht schiebt er noch ein paar Boxhandschuhe rüber anstatt selbst einzuschreiten. Aber Einschreiten (Flugverbotszone….) das wäre ja gefährlich, wir könnten uns ja auch eine blutige Nase holen. Ja, stimmt, aber wegschauen ist doch keine Alternative! Wenn Rüpel mit Atomwaffen alles dürfen, weil wer sich mit denen anlegt, den Atomkrieg riskiert, dann können wir uns das Völkerrecht in den Arsch schieben.

Doch stimmt das eigentlich, dass man in einem Konflikt mit Russland den Atomkrieg riskiert? Beruhte die Abschreckung im Kalten Krieg nicht gerade darauf, dass ein Atomwaffeneinsatz gleich Selbstmord war? Und ist das heute anders? Im Kalten Krieg wurde eine direkte militärische Konfrontation der beiden Supermächte vermieden. Dafür gab es Stellvertreterkriege. 2022 überfällt eine Atommacht ihr Nachbarland, das idiotischerweise seine Atomraketen verschrottet hat und die ganze Welt fällt in Schockstarre.

Atommacht überfällt Nicht-Atommacht, das ist ein so ungeheurer Präzedenzfall, dass man das Putin auf keinen Fall durchgehen lassen kann. Denn warum sollte die Konstellation bei einem russischen Einmarsch in Estland anders sein, auch da würde die NATO den Atomkrieg riskieren.

Ich bin gespannt auf eure Meinungen dieses Dilemma aufzulösen.