Putins Zwischenbilanz in Bild und Diagramm

Russland hat trotz hoher finanzieller Aufwendungen einen großen Teil der besetzten Gebiete in der Ostukraine hergeben müssen.

Der Staatshaushalt hat – wie auch Holger gestern richtig beschrieben hat – sehr gelitten. Insbesondere im Juli erodierte der durch hohe Energiepreise gespeiste Haushalt enorm (Abbildung 2). Die Teilmobilisierung der 300.000 russischen Reservisten (Männer bis 28 Jahren) wird ein weiteres teures „Vergnügen“. Der russische Staat versuchte u. a. auch deshalb Geld (202 Mio. US-Dollar) mit der Ausgabe einer Anleihe in die Kriegskasse zu bekommen und scheiterte. (Finanzen.net 12.09.2022: Russland erleidet Schlappe bei Anleihe-Auktion).

Abbildung 1: Geländeeinbußen der russischen Armee Stand 12.09.2022

Russland geht mit der Teil-Mobilmachung ins besondere Risiko, was auch die Brisanz der Lage verdeutlicht. Die Stimmung innerhalb Russlands wird getrübt, wie die Bilder von Protesten und Verhaftungen nahe legen; und die Finanzierung der 300 Tsd. Reservisten incl. Ausrüstung, Waffen und Munition ist nur über Verschuldung zu stemmen. Der Finanzminister hat noch vor dem Ausruf der Teilmobilisierung ein Staatsdefizit von 2 % vom BIP bzw. 3 Billionen Rubel (ca. 50 Mrd. US-Dollar) für das 2023 prognostiziert, was wahrscheinlich zu optimistisch ist (http://government.ru/en/news/46559/). Russland steht mit dem Rücken zur Wand, was aus meiner Sicht eine gute Nachricht ist, weil die Unterstützung der Ukraine greift und auch die Sanktionen ihr Ziel nicht verfehlen. Viele Zahler von Öl und Gas sind inzwischen ausgefallen und auch die rasant steigenden Käufe aus Indien (Steigerung von 1200 % vom ersten bis zum zweiten Quartal 2022/ FT vom 21.09.2022) und der Türkei konnten den russischen Haushalt nicht retten. In den letzten 3 Monaten ist der Preis für Öl um bis zu 30 % gefallen. Natürlich kann der Winter den Preis treiben, aber der Energie-Krieg nimmt aktuell einen ähnlichen Verlauf wie auf dem militärischen Feld.

Abbildung 2: Russia: Development of state budget and oil price in 2022. Data: Bloomberg/ Finanzen.net. ©te