Russland durch Kolonisierung zum Imperium
Die russische Geschichte als Kolonialmacht ist im Westen weitgehend unbeachtet geblieben. Als Kolonialismus ist vor allem das britische Empire und die Überseebesitztümer Frankreichs betrachtet worden. Auch in Deutschland ist die eigene Kolonialgeschichte erst jüngst wiederentdeckt worden.
Lenin sieht in Russland 1914 (Der Imperialismus als das höchste Stadium des Kapitalismus) die zweitgrößte Kolonialmacht nach England. Diese Geschichte wurde in der Sowjetunion nicht korrigiert, sondern fortgeführt. Streng nach der Logik des Dialektischen Materialismus, dass nur der Kapitalismus imperialistisch sein konnte, die SU daher nicht. Erst Ende 1991 erlangten weite Teile der binnenkolonialen Länder ihre Unabhängigkeit. (siehe )
Darin sieht Putin die größte Katastrophe in der russischen Geschichte und er hat begonnen die Revision dieser antikolonialen Befreiungen anzugehen.
Putin Start dieser Rückeroberungen bildet der Zweite Tscheschenienkrieg (1999 -2009)
Putin träumt von der Größe und Macht des alten imperialen Russland, er verweist dazu ständig auf die Historie. Was liegt also näher sich die Geschichte Russlands auch als imperiale Geschichte anzusehen.
Wenn wir heute von Russland sprechen gehen wir meist vom Territorium der heutigen Russischen Föderation aus.
Doch das war nicht immer so.
Altertum und frühes Mittelalter
In dem Siedlungsraum westlich des Urals herrschte ein reger Kommen und Gehen unterschiedlichster Völker, die in der Regel aus den Steppen Asiens kamen. Ab dem 7.Jhdt. nach Chr. werden neben den Finnen, deren Heimatregion wahrscheinlich ähnlich wie das der Ungarn im Uralgebirge liegt, slawische Stämme, die ihren Ursprung wahrscheinlich in den Karpaten hatten, nachgewiesen.
Sprachgeschichtlich gehören die Slawen zu den indogermanischen Völkern. Die slawischen Stämme weiteten sich im frühen Mittelalter bis zur Ostsee und bis zur Adria aus. Sie differenzierten sich sprachlich, so dass man heute zwischen Westslawen (Tschechen, Slowaken, Polen), Südslawen (Serben, Kroaten, Slowenen und Bulgaren) und Ostslawen unterscheiden kann.
Die Ostslawen wiederum gliederten sich in viele Stämme, die wichtigsten waren: die Wolhynjanen, die Bushanen, die Uglischen, die Tiwerzen, die Dregowitschen, die Drewjlanen, die Poljanen, Polotschanen, die Kriwitschen, die Radimitschen, die Slawjanen, die Sewerjanen und die Wjatischen. Putin würde sicher alle als Mütter Russland ansehen
Kiewer Rus – Reich der Städte
Die erste Reichsgründung erfolgte gleich als Kolonisation. An der Handelsroute zwischen Ostsee und Schwarzem Meer entwickelten sich im 9. Jhdt. finnisch-slawischen Städte. Dank des stark pulsierenden Geschäftsleben bildeten sich neben dem Tauschhandel Anfänge der Geldwirtschaft heraus. Als Hauptzahlungsmittel dienten Marderfelle[1]; aber auch goldene, silberne, kupferne Barren und Münzen. Das erforderte für die an den Flüssen neu gegründeten Städte die Notwendigkeit ihre Handelswege zu sichern.
Und da kommen die Wikinger ins Spiel. Bei den Slawen oder den Byzantinern hießen die Nordmänner Warengen, Warjagen, Waräger oder Rhos, auch Russi und Ruotsi. Als Ruotsi (Ruderer) wurden von den Finnen allgemein die Bewohner der schwedischen Küste bezeichnet. [2]
Sie begleiteten als bewaffnetes Geleit den Warenverkehr von Groß-Nowgorod über Kiew bis nach Konstantinopel. Nach und nach eigneten sie sich immer mehr Macht an, und versuchten die Handelsstädte tributpflichtig zu machen. Das gelang ihnen entweder durch ihre herausragenden militärischen Fähigkeiten oder wie es die Sage will durch eine Einladung der slawisch-finnischen Städte, die sich davon Frieden erhofften. Das Narrativ der Einladung ist bis heute bei allen Eroberungen beliebte Rechtfertigung.
Die Herrschaft der Rus begann in Nowgorod unter Rurik, der als Gründungsvater der Rurik-Dynastie[3] gilt, und erstreckte sich entlang der Flüsse bis zum Schwarzen Meer. Kiew wurde dann eine Generation später zur Hauptstadt des Reiches gemacht. Das von Putin als russisches Kerngebiet bezeichnete Territorium der Kiewer Rus umfasste also einen circa 1500 km langen und 400 km breiten Streifen. Heute sind das Gebiete, die hauptsächlich in Belarus und der Ukraine liegen, ein kleinerer Teil an der Westgrenze der heutigen Russischen Föderation.
Dieses erste russische Großreich war damals schon größer war als z.B. das Frankreich Karl des Großen. Aber es war ein Land mit einer skandinavischen Oberschicht und einer slawisch- finnischen Bevölkerung, ähnlich wie später die Normandie in Frankreich. Die Kiewer Rus gründeten auch neue Städte, das nennt man traditionell Kolonisation, wenn es durch eine Macht in einem an anderen Völkern besiedelten Raum passiert.
Ende des 10.Jahrhunderts traf der Rus-Fürst Wladimir zum griechisch-orthodoxen Christentum über. Ein politisch motivierter Schritt, um eine byzantinische Prinzessin heiraten zu können und anschlussfähig zu den Imperien im Westen zu werden.
Exkurs: Die Ostkirche
Politisch waren Westrom (Hauptstadt Rom) und Ostrom (Hauptstadt Konstantinopel) schon seit 395 geteilt, die christliche Kirche zog am 16.7.1054 nach, an dem Tag wurde der endgültige Bruch zwischen abendländischer und morgenländischer Kirche durch gegenseitige Verfluchung in feierlicher Form vollzogen.
Dogmatisch unterscheiden sich die römisch-katholische Kirche und die griechisch- orthodoxe dadurch, dass die östliche Kirche viele Dogmen Roms ablehnt:
- Die Lehre vom Fegefeuer, die Lehre von den „überschüssigen Verdiensten der Heiligen, die Lehre von der unbefleckten Empfängnis, im Rahmen der Trinität stellt sie die drei Personen Gottes nicht gleich ( der Heilige Geist geht nur vom Vater aus, nicht vom Sohne, dem Kreuzestod kommt keine dogmatische Bedeutung in Bezug auf die Erlkösung der Menschen zu. Es gibt keine zentrale Instanz und das Zölibat gilt für den niederen Klerus nicht.
Im Jahre 1589 erhielt der Metropolit von Moskau den Rang eines Patriarchen, und Moskau betrachtete sich, nachdem Konstantinopel 1453 unter türkische Herrschaft fiel, als das „dritte Rom“. Peter der Große schaffte das Patriarchat aus politischen Gründen 1721 wieder ab. Erst im Jahre 1918 wurde das Patriarchat von der Sowjetregierung wieder hergestellt.
Das religiöse Schisma hat auch ideologische Folgen, denn es begründete die Sichtweise, dass alles Ketzerische aus dem Westen kommt. Man selbst sieht sich in der Tradition des Urchristentums, welche die wahre Botschaft des Evangeliums umsetzt. Zu dieser Trennung trägt auch bei, dass das kyrillische Alphabet sich in der Ostkirche durchsetzte.
Heute unterstützt der aktuelle Patriarch Kirill Putins Narrativ vom „Russkij Mir“, der Vorstellung von einer „Russischen Welt“ als einem die meisten ehemaligen Sowjetrepubliken umfassenden gemeinsamen Sprach-, Zivilisations- und Kulturraum.
Die russisch-orthodoxe Kirche versteht sich als die religiös-spirituelle Seite dieser russischen Welt. Patriarch Kirill unterstützt den Krieg gegen die Ukraine als notwendige Maßnahme zur Verteidigung der der Einheit der „Russischen Welt“ gegen die vom Westen gesäte Zwietracht. Der Krieg wird als „metaphysischen Kampf“ gegen die Sünde gerechtfertigt. Dieses antiwestliche Narrativ bestimmte von Anfang an die Abgrenzung gegen die römisch-katholische Kirche. Heute ist das nicht nur eine religiöse Differenz, sondern westliche Werte wie Menschenrechte oder sexuelle Selbstbestimmung werden als unrussisch abgelehnt.[4]
Ende der Kiewer Rus – Die Herrschaft der Mongolen
1240 wurde Kiew von dem Nachfolger von Dschingis-Khan zerstört und von dem glanzvollen „Reich der Städte“ blieb im Norden nur ein Rest übrig: die Gegend von Groß-Nowgorod und von Pskow. Kiew verlor wirtschaftlich, politisch und kulturell jede Bedeutung. Die Herrschaft der Wikinger-Rus schien nach gut 200 Jahren beendet. Dass Gebiet zerfiel in mehrere Kleinfürstentümer.
Die Menschen verließen das Dnjepr-Becken und eine Kolonisierung des oberen Wolga-Beckens begann. Diese wurde durch die lokalen Fürsten befördert. Durch Rodung des Waldes wurden hunderte Dörfer neu gegründet. Aus dem „Reich der Städte“ wurde ein „Reich der Dörfer“ an der Wolga. Da das eine Besiedlung durch freie Bauern war, mussten die Fürsten Zugeständnisse in Bezug auf die feudalen Abhängigkeiten machen. Die Bauern hatten das Recht ihren Pachtvertrag jährlich zu kündigen. Dieses Privileg wurde erst Ende des 16. Jahrhunderts abgeschafft. Über den lokalen Fürsten herrschten die Mongolen, die fälschlicherweise häufig auch als Tataren bezeichnet werden, sie trieben über eine neu eingeführte Bürokratie, Steuern und Abgaben ein. Bei Widerstand erfolgte die Verschleppung in die Sklaverei oder sofortige Hinrichtung.
Eine privilegierte Stellung behielt die Kirche, da die Mongolen weitgehende religiöse Toleranz zugestanden haben. Die Mongolen waren nur an Macht und Reichtum interessiert, sie nahmen deshalb auch die Territorien selbst durch eigene Siedler nicht in Besitz, sondern schöpften nur ihren Tribut ab. Lediglich im Wolga-Gebiet von Kasan betrieben sie sesshaft Pferdezucht und vermischten sich teilweise mit der lokalen Bevölkerung. Das Mongolenreich war als zusammenhängende Fläche das größte Imperium der Weltgeschichte.[5]
Die lokalen Fürsten waren an einer engen Verbindung zu den mongolischen Besatzern interessiert, da sie dadurch an ihre Privilegien kamen.
Und so machten die Mongolen unbewusst einen Fehler, der sie letztlich ihre eigene Macht kostete. Sie gaben dem Großfürsten von Moskau, Iwan Kalita, einem Nachfahren der Rus, das Recht, mit seinen eigenen Beamten den Tribut für den mongolischen Fiskus einzuziehen.
Das Reich der Moskowiter
1147 wird Moskau als ein kleines Landgut erstmals erwähnt. Schon 1263 umfasste es ca. 10.000 km², also etwas weniger als Schleswig-Holstein. Im 14. Jahrhundert gelang den Moskauern, deren Fürst ein Nachfahre der Wikinger-Rus war, mit Hilfe des mongolischen Khan der Sieg über Twer. Reich geworden durch Honig und Wachs kaufte man mongolische Sklaven frei und siedelte sie im eigenen Gebiet an. Machtpolitisch ein besonderer Coup war die Übersiedlung des griechisch-orthodoxen Metropoliten von Kiew nach Moskau.
1341 umfasste das Gebiet schon sechs Städte und 100 Dörfer. Das „Sammeln russischer Erde“ war erfolgreich und Mitte des 14.Jahrhunderts wird Moskau zum unbestrittenen Mittelpunkt des russischen Reiches. Das russische Reich umfasste um 1500 war das Ansehen Moskaus so groß, dass über 200 Angehörige des Hochadels in den Dienst des Großfürsten von Moskau eintraten.
Iwan der III. (1440 -1505) nannte sich „Zar von ganz Russland“ und „Bewahrer des byzantinischen Throns“. Hauptgrund war die seinerseits betrachtete Nachfolge der nicht mehr existierenden byzantinischen Kaiser durch die Großfürsten von Moskau und russischen Zaren. „Zar“ ist von lat. „Caesar“ bzw. griech. „Kaisar“ abgeleitet und wurde über die südslawischen Sprachen ins Russische übernommen. Iwan III. übernahm den kaiserlichen Doppeladler ab 1487. Damit knüpft er an die Tradition des Römischen Reiches an und will Moskau zum „Dritten Rom“ als Nachfolger für Konstantinopel machen.
„Ganz Russland ist mein Wottschina (mein Erbgut)“, pflegte er zu sagen, „und ich kann es geben, wem ich will.“ Zu „Ganz Russland“ zählte er alle Gebiete, welche jemals russisch gewesen waren, mochten sie auch inzwischen z.B. unter der Herrschaft Litauens stehen. Iwan III. gelang es dann durch Glück auch, die tatarische Herrschaft abzuschütteln. An den Ufern der Ugra standen sich ein mongolisches und ein Heer der Moskowiter im November 1480 gegenüber. Als der Fluss zufror, flohen beide Heere gleichzeitig, weil sie einen Überfall der anderen Seite fürchteten.
Der Khan Achmet wurde dann wenige Monate darauf von mongolischen Feinden umgebracht und die Goldene Horde löste sich 1502 endgültig auf. Die Hegemonie des Moskauer Großfürsten über die Teilfürstentümer zwischen Ostsee und Schwarzem Meer war damit abgeschlossen. Die heutige Ukraine und auch Belarus wurden in der Zeit allerdings von litauischen Fürsten kontrolliert.
Mit dem Erstarken Moskaus begann ein lang anhaltender Konflikt mit Litauen um die Vorherrschaft. Beide Länder beanspruchten für sich die Herrschaft über die Rus. Die Litauer vertraten den lateinischen, die Moskauer den orthodoxen Glauben. Da die Litauer als Fremde angesehen wurden, konnte sich Moskau in den Kriegen aufgrund einer stärkeren inneren Kohäsion der Gebiete durchsetzen und Litauen stetig nach Westen drängen.
Das Moskauer Reich war innerhalb kurzer Zeit rasch gewachsen. Durch den Übergang zu einer begrenzt expansiven Politik zählte das Reich um 1500 bereits zwei Millionen Quadratkilometer mit einer Bevölkerung von sechs bis acht Millionen Einwohnern.
Iwan der Schreckliche und „Des Zaren Wille ist Gottes Wille“
Das Ende der Mongolenherrschaft wurde nicht als Befreiung empfunden, da sie durch die Tyrannei des Großfürsten von Moskau, des neuen Zaren, ersetzt wurde. Und deren Prototyp wurde Iwan der Schreckliche. Die Kirche bestärkte der Absolutismus des Zarentums. Der Zar hatte unbeschränkte Macht. Ein Abt drückte das so aus: „Der Natur nach ist der Zar allen Menschen ähnlich, der Gewalt nach aber ist er ähnlich dem höchsten Gott.“ Die unteren und mittleren Volksschichten fügen sich diesem Absolutheitsanspruch. Der höhere Adel aus den von Moskau unterworfenen Teilfürstentümer konnte das so noch nicht akzeptieren. Die nach Moskau als Dienstaristokratie zugewanderten ehemaligen Fürsten von Teilgebieten nahmen für sich eine gewisse eigene Souveränität an. Und versuchten den Zaren eine Mitregenschaft des Hochadels aufzunötigen. Iwan der IV. (1530 -1584) und daher kommt sein Beiname „der Schreckliche“ vernichtete alle aristokratischen Elemente, die sich seinem Willen in den Weg zu stellen wagten. Die Hocharistokratie wurde während seiner Regierungszeit durch blutigsten Terror praktisch ausgerottet.
In der folgenden Periode griff das Zarentum Russland weit über die bisherige begrenzte Expansion zur Wiedererlangung der Gebiete der Rus hinaus und expandierte bis 1700 an den Pazifik im Osten.
Zar Peter I. (auch der Große genannt), der seit 1689 die Regierungsgeschäfte führte, gab dem russischen Staat eine neue Prägung. Er verhalf dem in Teilen noch mittelalterlich geprägten Russland zur dauerhaften Integration in die westeuropäische Staatenwelt. Russland lag technologisch zu dem Zeitpunkt hinter den meisten Staaten Westeuropas zurück, holte aber auf.
Imperialer Anspruch
Im Großen Nordischen Krieg, auf den sich Putin bezieht, ging es um den Zugang zur Ostsee. Nach anfänglichen Niederlagen gelang es Russland das damals schwedische Livland und Estland zu erobern. Damit löste Russland als neuer Ostseeanrainer 1721 Schweden als vorherrschende Ostseegroßmacht ab. Zudem wurde das nach dem Frieden von Zar Peter Imperiale ernannte Russische Reich von nun an wieder in die allgemeine europäische Geschichte verwickelt und ein festes Glied des europäischen Staaten- und Bündnissystems. Und mit St. Petersburg schuf sich Peter der Große eine neue Hauptstadt an der Mündung Newa.
Zar Peter proklamierte sich nach westeuropäischem Vorbild als Kaiser 1721 und nahm den Titel
- „Imperator und Selbstherrscher (Autokrat) aller Russen
- Zar zu Moskau, Kiew, Wladimir, Nowgorod, Kasan und Astrachan
- Kaiser aller Reußen
- „Kaiserliche Majestät“ (Imperatorskoje Welitschestwo)
an.
Der allrussische Kaiser (imperator wserossijskij) Peter der Große änderte auch die offizielle Bezeichnung des russischen Reiches. Der Terminus imperija (Imperium) löste den bislang benutzten Begriff zarstwo (Reich, Zartum) ab. Im amtlichen Sprachgebrauch ersetzte die bis dahin nur gelegentlich verwendete Form Rossija nun endgültig sowohl den Ausdruck Rus als auch den Zweitnamen Moskowien.
Am Ende der Regierungszeit Peters konnte man nun tatsächlich von einem Imperium sprechen.
Von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und von der Ukraine bis Ostsibirien herrschte der Zar über ein gigantisches Territorium. Seit dem 16. Jahrhundert dehnte sich Russland in zwei Richtungen aus: In Europa und in Asien.
Noworossija – Neurussland – Ukraine
Das im weiteren Lauf der Geschichte unterschiedlich benannte und wechselnd organisierte Gebiet umfasste das Zentrum, vor allem aber den Süden der heutigen Ukraine. Ferner gehörten dazu das historische Bessarabien ( heute Moldau), Gebiete der Ostukraine sowie Teile Südrusslands am Asowschen und am Schwarzen Meer (vor allem die Krim).
Vor der Eingliederung ins Russische Reich waren die Gebiete zwischen der Nord-Ukraine und dem Asowschen Meer in Besitz von Polen-Litauen oder dem Osmanischen Reich (Krim).
1764 drängte Russland das Osmanische Reich und dessen Vasallenstaat Khanat Krim zurück; und die Krim und die Steppengebiet der Schwarzen Erde kamen zu Russland. Das Land wurde an russische Adelige verteilt, die Kolonisten aus Zentralrussland mitbrachten und zusätzlich ausländische Kolonisten anwarben, überwiegend Deutsche, Serben und Griechen.
Wenn man sich die Chronologie der Eroberungen und der Verluste nach 1991 in der folgenden Tabelle ansieht, wird die Popularität des neuen Imperialismus Putin in Russland verständlich. Aber nicht tolerabel, denn eine Welt von abhängigen Kolonien sollte nach 1991 endgültig erledigt sein. Und das gilt auch für die Bestrebungen Chinas.
Chronologie der Kolonisation durch Russland | ||
Land | Besitz ab | Souverän ab |
Sibirien | 1547 | |
Ukraine | 1667 1795 1796 1922 | 1917 1991 |
Baltikum | 1721 1940 | 1918 1991 |
Georgien | 1783 1922 | 1918 1991 |
Aserbaidschan | 1784 1922 | 1918 1991 |
Weißrussland | 1793 1922 | 1918 1991 |
Finnland | 1808 | 1918 |
Kongresspolen Weichselgebiet | 1815 | 1916 |
Alaska | 1818 | 1867 |
Kasachstan | 1822 1920 | 1918 1991 |
Armenien | 1829 1922 | 1918 1991 |
Mandschurei heute chinesisch | 1858 | 1905 |
Kirgisistan | 1865 | 1918 |
Tadschikistan | 1868 | 1991 |
Usbekistan | 1868 | 1991 |
Kars Ab 1921 türkisch | 1878 | 1918 |
Turkmenistan | 1894 | 1991 |
Russische Konzession Tientsin chinesisch | 1895 | 1943 |
Kurilen-Inseln | 1945 | |
Südsachalin | 1945 | |
Moldau Bessarabien | 1792 1878 1940 | 1856 1917 1991 |
[1] Das finde ich witzig, denn heute ist der Marder, der Panzer, die Währung in der Deutschland die Ukraine unterstützen sollte.
[2] Daher kommt auch die Vorstellung Putins, der schwedisches Gebiet als altes russisches Stammland ansieht.
[3] Die Wikinger-Dynastie, die auch den Namen Rus, Russen, begründete, starb erst 1598 aus. Sie herrschten über 700 Jahre, das ist eine lange Zeit, danach kamen die Romanows, die es auf über 400 Jahre brachten.
[4] Die ROK (Russisch-orthodoxe Kirche) hat allerdings mit dem Krieg gegen die Ukraine ihren ukrainischen Ableger verloren, damit haben sich fast ein Drittel der orthodoxen Gemeinden für unabhängig von Moskau erklärt. Und auch der Metropolit Mark Arndt, das Oberhaupt der Russischen Auslandskirche in Deutschland, Großbritannien und Dänemark hat den Krieg als „Verbrechen“ verurteilt.
[5] Das wäre eigentlich das richtige Vorbild für den Putinschen Neoimperialismus.
Zu [5]. Alexander Dugins Vorstellungen vom eurasischen Reich gehen ja noch darüber hinaus, von Lissabon bis Wladiwostok.