
Fuck Trump
Nach dem Eklat im Oval Office – Ein Offener Brief von Lech Walesa
Aus der Vermutung, dass die Trump-Administration die Seiten wechseln will, wird Gewissheit. Die USA verraten die von ihnen selbst geschaffene Nachkriegsordnung und lassen die Ukraine und Europa allein. Das vermuteten Beobachtern schon lange, aber erst die Bilder aus dem Oval Office treffen uns mitten ins Herz.

NATO-Generalsekretär Rutte fordert nun von Selenskyj, dass er wie von Trump gefordert, sich entschuldigen soll. Ich frage mich wofür? Dass er keine Anzug anhatte? Dass er nachgefragt hat? Dass er es gewagt hat zu vermuten, dass auch die USA in Zukunft Probleme „spüren“ könnten, die sich aus ihrem Vorgehen ergeben könnten. Ein einmaliger Vorgang. Mir fällt als Parallele nur die Szene ein, wo Putin Angela Merkel, die Angst vor Hunden hat, mit seinem freilaufenden schwarzen Hund erschreckt. Das war jedoch harmlos gegen den Verrat Trumps an die heldenhaften Ukrainer.
Rutte, Starmer, Macron und andere haben den Versuch noch nicht aufgegeben, die Trump-Administration zum Einlenken zu bewegen. Aber auch sie wissen hoffentlich, dass das nur ein Pfeifen im Walde ist. Klar und deutlich äußert sich Lech Walesa zusammen mit anderen Solidarność-Aktivisten in einem Offenen Brief.
Exzellenz, Herr Präsident,
Wir haben Ihr Gespräch mit Präsident Selenskyj mit Furcht und Abscheu verfolgt. Es ist eine Beleidigung, dass Sie von der Ukraine Dankbarkeit für die materielle Hilfe der USA im Kampf gegen Russland erwarten. Dank gebührt den heldenhaften ukrainischen Soldaten, die seit über 11 Jahren ihr Blut vergießen, um die Werte der freien Welt und ihr von Putins Russland angegriffenes Heimatland zu verteidigen.Wie kann der Führer eines Landes, das die freie Welt symbolisiert, dies nicht erkennen?
Die Atmosphäre im Oval Office während Ihres Gesprächs erinnerte uns an Verhöre durch den Geheimdienst und kommunistische Gerichte. Damals erzählten uns die Staatsanwälte, sie hätten alle Macht, wir aber keine.Sie haben uns unsere Freiheiten genommen, weil wir uns weigerten, zu kooperieren oder unsere Dankbarkeit für unsere Unterdrückung auszudrücken. Wir sind schockiert, dass Präsident Selenskyj auf ähnliche Weise behandelt wurde.
Die Geschichte zeigt, dass die USA sich letztlich selbst in Gefahr brachten, als sie sich von demokratischen Werten und ihren europäischen Verbündeten distanzierten. Wilson verstand dies 1917, als die USA in den Ersten Weltkrieg eintraten. Roosevelt wusste es nach Pearl Harbor 1941 – ihm war klar, dass die Verteidigung Amerikas sowohl im Pazifik als auch in Europa Kämpfe bedeuten würde. Ohne Präsident Reagan und die finanzielle Unterstützung der USA wäre der Zusammenbruch des Sowjetimperiums nicht möglich gewesen. Reagan bezeichnete die UdSSR als „Imperium des Bösen“ und trat ihm entschieden entgegen. Wir haben gewonnen, und heute steht seine Statue in Warschau gegenüber der US-Botschaft.
Herr Präsident, militärische und finanzielle Hilfe kann nicht mit dem Blut gleichgesetzt werden, das für die Unabhängigkeit der Ukraine und die Freiheit Europas und der Welt vergossen wurde. Ein Menschenleben ist von unschätzbarem Wert. Denjenigen, die ihr Blut und ihre Freiheit opfern, gebührt Dankbarkeit – für uns ehemalige politische Gefangene des kommunistischen Regimes unter Sowjetrussland eine Selbstverständlichkeit.
Wir fordern die USA auf, das Budapester Memorandum von 1994 aufrechtzuerhalten, das eine direkte Verpflichtung zur Verteidigung der Grenzen der Ukraine im Austausch für die Aufgabe von Atomwaffen festlegt. Diese Garantien sind bedingungslos. Sie deuten nirgendwo darauf hin, dass es sich bei dieser Hilfe um eine bloße wirtschaftliche Transaktion handelt.
Unterzeichnet
Lech Wałęsa, ehemaliger politischer Gefangene, Führer von Solidarność, Präsident von Polen
Your Excellency, Mr. President,
We watched your conversation with President Zelensky with fear and distaste. It is insulting that you expect Ukraine to show gratitude for U.S. material aid in its fight against russia.
Gratitude is owed to the heroic Ukrainian soldiers who have been shedding their blood for over 11 years to defend the free world’s values and their homeland, attacked by Putin’s russia.
How can the leader of a country symbolizing the free world fail to recognize this?
The Oval Office atmosphere during your conversation reminded us of interrogations by the Security Services and Communist courts. Back then, prosecutors told us they held all the power while we had none.
They stripped us of our freedoms for refusing to cooperate or express gratitude for our oppression. We are shocked that President Zelensky was treated in a similar manner.
History shows that when the U.S. distanced itself from democratic values and its European allies, it ultimately endangered itself.
Wilson understood this in 1917 when the U.S. joined WWI. Roosevelt knew it after Pearl Harbor in 1941—realizing that defending America meant fighting in both the Pacific & Europe. Without President Reagan and U.S. financial support, the Soviet empire’s collapse would not have been possible. Reagan called the USSR an “Empire of Evil” and confronted it decisively. We won, and today, his statue stands in Warsaw, facing the U.S. Embassy.
Mr. President, military and financial aid cannot be equated with the blood shed for Ukraine’s independence and the freedom of Europe and the world. Human life is priceless. Gratitude is due to those who sacrifice their blood and freedom—something self-evident to us, former political prisoners of the communist regime under Soviet russia. We urge the U.S. to uphold the 1994 Budapest Memorandum, which established a direct obligation to defend Ukraine’s borders in exchange for giving up nuclear weapons.
These guarantees are unconditional—nowhere do they suggest such aid is a mere economic transaction.
Signed, Lech Wałęsa, former political prisoner, Solidarity leader, President of Poland