Wenn ich ratlos bin, frage ich meinen Hund
der hat zwar keine Antwort, ist aber immer freundlich zugewandt.
Am Tag nach dem Bundestagsbeschluss, auch die Lieferung von schweren Waffen zu ermöglichen, steht auf der Online-Seite von EMMA ein Offener Brief an Olaf Scholz. Unterzeichnet von eigenen Personen, die ich schätze wie Alexander Kluge, Harald Welser, Gerhard Polt siehe unten. Offener Brief an Kanzler Olaf Scholz | EMMA
Nun die Frage, die mein Hund nicht beantworten kann: In welchem Film sind die?
Dokumentation:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
wir begrüßen, dass Sie bisher so genau die Risiken bedacht hatten: das Risiko der Ausbreitung des Krieges innerhalb der Ukraine; das Risiko einer Ausweitung auf ganz Europa; ja, das Risiko eines 3. Weltkrieges. Wir hoffen darum, dass Sie sich auf Ihre ursprüngliche Position besinnen und nicht, weder direkt noch indirekt, weitere schwere Waffen an die Ukraine liefern. Wir bitten Sie im Gegenteil dringlich, alles dazu beizutragen, dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand kommen kann; zu einem Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können.
Wir teilen das Urteil über die russische Aggression als Bruch der Grundnorm des Völkerrechts. Wir teilen auch die Überzeugung, dass es eine prinzipielle politisch-moralische Pflicht gibt, vor aggressiver Gewalt nicht ohne Gegenwehr zurückzuweichen. Doch alles, was sich daraus ableiten lässt, hat Grenzen in anderen Geboten der politischen Ethik.
Zwei solche Grenzlinien sind nach unserer Überzeugung jetzt erreicht: Erstens das kategorische Verbot, ein manifestes Risiko der Eskalation dieses Krieges zu einem atomaren Konflikt in Kauf zu nehmen. Die Lieferung großer Mengen schwerer Waffen allerdings könnte Deutschland selbst zur Kriegspartei machen. Und ein russischer Gegenschlag könnte so dann den Beistandsfall nach dem NATO-Vertrag und damit die unmittelbare Gefahr eines Weltkriegs auslösen. Die zweite Grenzlinie ist das Maß an Zerstörung und menschlichem Leid unter der ukrainischen Zivilbevölkerung. Selbst der berechtigte Widerstand gegen einen Aggressor steht dazu irgendwann in einem unerträglichen Missverhältnis.
Wir warnen vor einem zweifachen Irrtum: Zum einen, dass die Verantwortung für die Gefahr einer Eskalation zum atomaren Konflikt allein den ursprünglichen Aggressor angehe und nicht auch diejenigen, die ihm sehenden Auges ein Motiv zu einem gegebenenfalls verbrecherischen Handeln liefern. Und zum andern, dass die Entscheidung über die moralische Verantwortbarkeit der weiteren „Kosten“ an Menschenleben unter der ukrainischen Zivilbevölkerung ausschließlich in die Zuständigkeit ihrer Regierung falle. Moralisch verbindliche Normen sind universaler Natur.
Die unter Druck stattfindende eskalierende Aufrüstung könnte der Beginn einer weltweiten Rüstungsspirale mit katastrophalen Konsequenzen sein, nicht zuletzt auch für die globale Gesundheit und den Klimawandel. Es gilt, bei allen Unterschieden, einen weltweiten Frieden anzustreben. Der europäische Ansatz der gemeinsamen Vielfalt ist hierfür ein Vorbild.
Wir sind, sehr verehrter Herr Bundeskanzler, überzeugt, dass gerade der Regierungschef von Deutschland entscheidend zu einer Lösung beitragen kann, die auch vor dem Urteil der Geschichte Bestand hat. Nicht nur mit Blick auf unsere heutige (Wirtschafts)Macht, sondern auch in Anbetracht unserer historischen Verantwortung – und in der Hoffnung auf eine gemeinsame friedliche Zukunft.
Wir hoffen und zählen auf Sie!
Hochachtungsvoll
DIE ERSTUNTERZEICHNERiNNEN
Andreas Dresen, Filmemacher
Lars Eidinger, Schauspieler
Dr. Svenja Flaßpöhler, Philosophin
Prof. Dr. Elisa Hoven, Strafrechtlerin
Alexander Kluge, Intellektueller
Heinz Mack, Bildhauer
Gisela Marx, Filmproduzentin
Prof. Dr. Reinhard Merkel, Strafrechtler und Rechtsphilosoph
Prof. Dr. Wolfgang Merkel, Politikwissenschaftler
Reinhard Mey, Musiker
Dieter Nuhr, Kabarettist
Gerhard Polt, Kabarettist
Helke Sander, Filmemacherin
HA Schult, Künstler
Alice Schwarzer, Journalistin
Robert Seethaler, Schriftsteller
Edgar Selge, Schauspieler
Antje Vollmer, Theologin und grüne Politikerin
Franziska Walser, Schauspielerin
Martin Walser, Schriftsteller
Prof. Dr. Peter Weibel, Kunst- und Medientheoretiker
Christoph, Karl und Michael Well, Musiker
Prof. Dr. Harald Welzer, Sozialpsychologe
Ranga Yogeshwar, Wissenschaftsjournalist
Juli Zeh, Schriftstellerin
Prof. Dr. Siegfried Zielinski, Medientheoretiker
Da ist der Dieter Nuhr wohl aus allen Träumen gefallen, wo er doch seit Jahren den großen Fortschritt in Richtung Frieden und Wohlstand in Abgrenzung zu Kapitalismus-Kritikern ausgemacht haben wollte. Und was soll der Kanzler jetzt richten? Das alles so bleibt, wie es Nuhr und Co. ausgemalt haben? Der 92-jährige Habermas schreibt in der SZ von einer vorsichtigen Formulierung, dass die Ukraine den Krieg nicht verlieren darf. Das geht wohl nicht ohne Risiko und auch schwere Waffen könnten dabei helfen. Und wer zieht die Grenzlinien zur Kriegspartei? Vielleicht sind diese Linien gar flexibel und müssen echtzeitlich angepasst werden. Die apokalyptische atomare Drohung sollte nicht ausreichen, um den Widerstand zu brechen. Was hätte Hitler aufhalten können, wenn er nukleare Möglichkeiten gehabt hätte?
Ich stelle mir momentan die Frage, was ist der Grund, weshalb dieselben Leute falsch lagen bei Trump, BREXIT, Corona und Putin? Liegt es vielleicht daran, dass sie sich die Welt nur symbiotisch mit ihrem Eigenbild vorstellen können? Protestantische Moral ist nicht mehr ideell auf Werte ausgerichtet, sondern als protestantische Ethik auf die Sicherung des materiellen Wohlstands oder der Work- Balance Yogagruppe. Katholiken wie ich wissen zumindest noch, dass es Arschlöcher gibt. Alt-Sprech: Sünder.